Bei einer «offenen» Veranstaltung wie der Laufenburger Herbstmesse ist die Zahl der Besucher nur schwer zu beziffern, aber das Erfolgsgeheimnis der 75-jährigen Traditionsschau konnten die Festredner genau identifizieren: Es ist das Festhalten am bewährten Wesenskern, kombiniert mit Innovationsfreude und ständigem Wandel beim «Drumherum». Zwischen 20’000 und 30'000 Besucher waren dem Ruf der Jubiläums-hela von Freitag bis Sonntag gefolgt.
MICHAEL GOTTSTEIN
Den irdischen Anstrengungen der Organisatoren und Helfer wurde himmlischer Beistand in Form des Bilderbuch-Herbstwetters an allen drei Veranstaltungstagen zuteil, und diese quasi unschlagbare Kombination führte dazu, dass sich das Organisationskomitee mit dem Zustrom der Gäste sehr zufrieden zeigte: «Die tatsächliche Zahl der Besucher dürfte eher bei 30'000 als bei 20'000 liegen», meinte Marc Fischer beim Pressegespräch.
Volksfest und Schaufenster der regionalen Wirtschaft
Die hela ist einerseits ein Volksfest, aber sie dient nicht ausschliesslich dem Spass und der Unterhaltung, sondern hat auch eine ernsthaftere Seite, nämlich als Schaufenster der regionalen Wirtschaft. Dass diese vor Herausforderungen stehe und sich der Konkurrenz des Internethandels stellen müsse, hatte Denise Schmid von den beiden Gewerbevereinen bei der Eröffnung betont. Offenbar kamen auch die Aussteller auf ihre Kosten. «Bei uns hat sich niemand beschwert, und das ist ein gutes Zeichen», meinte der scheidende Präsident Raffael Blaser. Marc Fischer wies darauf hin, dass der Erfolg der hela nicht immer in Zahlen messbar sei: «Die Aussteller konnten viele Kontakte knüpfen, und es ist gut möglich, dass sich später daraus einmal ein Auftrag ergeben wird.»
Der der Unterhaltung gewidmete Teil der hela konnte mit einigen Neuheiten aufwarten: Da war, dem Jubiläum geschuldet, eine historische Ausstellung zu sehen, und es gab Stadtführungen, die die unterschiedlichsten Facetten der Altstadt und der Stadtgeschichte vorführten: von humorvoll (mit dem Grafen Hans) über kunsthistorisch (wie bei der Kirchenführung) und wissenschaftlich (wie beim Rundgang durch den Stollen) bis hin zu den im doppelten Wortsinne dunkleren Seiten der Stadt wie bei der Führung durch das Gefängnis. Mit den Helikopterflügen und dem Internationalen Drehorgeltreffen wurden jahrzehntelange Erfolgsgeschichten fortgeschrieben, und auch das Ponyreiten durfte nicht fehlen. «Als dies einmal ausfiel, war es eine Tragödie», so Raffael Blaser. Ein Besuchermagnet war der Auftritt der «Vollxrocker», die am Freitagabend der Gästeschar nicht nur ihre sehr spezifischen Musikinterpretationen, sondern auch eine Bühnenshow boten. «Es gibt an der hela nicht viel zu ändern», bilanzierte der neue Präsident Patrick Bernhart und brachte damit in aller Kürze eine wesentliche Erkenntnis auf den Punkt, die von den Festrednern auf der Bühne Burgmatt ausgeführt wurde.
Die Festreden: «Die Hela ist gut so, wie sie ist.»
Dort präsentierte die Stadtmusik Laufenburg unter Leitung Reto Borers ein bunt gemischtes Programm, das die Dimension eines unterhaltsamen Rahmens überschritt und einem kleinen Konzert gleichkam, mit einer Mischung aus bekannten – glanzvoll zelebrierten – Märschen und Polkas sowie neuzeitlicheren Werken der internationalen Unterhaltungsmusik.
Die Redner spielten alle Variationen der Danksagung durch, so viele Personen waren es, denen das Gelingen der hela zu verdanken war, ob Aussteller, Marktbetreiber, Organisatoren, Bühnenkünstler, Helfer und natürlich Sponsoren. Auch die Hilfestellung der Stadt, namentlich des Bauamtes, wurde gewürdigt, sorgte sie doch für die nötige Infrastruktur und den reibungslosen Ablauf. Dass manchmal gesagt werde, die hela sei immer gleich, wertete Raffael Blaser positiv: «Sie ist gut so, wie sie ist, denn alle grossen Erfolgsgeschichten sind im Kern immer gleichgeblieben.» Was sich ändere und mit der Zeit gehe, seien das Rahmenprogramm sowie die Marketingstrategie und der Online-Auftritt.
Patrick Bernhart bedankte sich mit Blumen und einem Gutschein für den Europapark Rust bei seinem Vorgänger. «Für die hela braucht es ein inneres Feuer.» Dieses sei 1948 entzündet worden, und seine Vorgänger hätten immer wieder versucht, das Feuer weiter zu nähren, ob durch Modeschauen oder Vorstellung technischer Erfindungen. Für Stadtammann Herbert Weiss sind «75 Jahre hela nicht nur ein Jubiläum, sondern ein Meilenstein». Sie sei dank ihrer Beständigkeit, Vitalität und regionaler Einzigartigkeit zu einem Pfeiler der Laufenburger Identität geworden und erweise sich als Brückenbauer, weshalb sein Amtskollege Ulrich Krieger aus der badischen Nachbarstadt eingeladen worden sei. Selbiger überbrachte Grüsse und lud die Gäste ein, den längst nicht mehr trennenden Rhein zu überqueren und den immer am hela-Sonntag stattfindenden Apfelmarkt zu besuchen. Ehrenpräsident Guido Maier zeigte sich zuversichtlich, dass die hela Bestand haben werde, habe sie doch schon manchen Ausstellern als Sprungbrett gedient.
Die hela als Stimmungsaufheller
Neben den neuen und spektakulären Attraktionen stillten die bewährten Beizli mit ihren reichhaltigen Angeboten, der Fun-Park, die zahlreichen jungen und jung gebliebenen Akteure, die sich auf der Bühne oder der Strasse (wie «Otto il Bassotto») die Ehre gaben, den Hunger nach leiblichen Genüssen und nach Unterhaltung. Auch ein ökumenischer Gottesdienst in St. Johann war Teil der hela. Und so herrschte am Sonntag ein reger Besuch, aber kein unangenehmes Gedränge, und die Stimmung war entspannt und fröhlich. Und eine gute Stimmung ist auch für die Wirtschaft ein nicht zu unterschätzender weicher Standortfaktor.
Bild 1: Flankiert von den Ehrendamen Alexandra Nieleck (links) und Astrid Obrist von der Trachtengruppe Laufenburg-Sulz, präsentierten sich die Redner Guido Maier, Raffael Blaser, Patrick Bernhart, Herbert Weiss und Ulrich Krieger (von links).
Bild 2: Die Stadtmusik Laufenburg unter Leitung Reto Borers umrahmte den Festakt.
Bild 3: Spitzentanz zeigten die Zöglinge von ballettissimo.
Bild 4: Bei bestem Sonntagswetter herrschte reges Treiben auf der Burgmatt.
Fotos: Michael Gottstein
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